Stress – Entspannung – Eine Medaille mit zwei Seiten
Stress ist ein Schlagwort, welches man immer öfter zu hören bekommt. Es ist aber nichts Neues, sondern, ganz im Gegenteil, etwas sehr altes.
Es ist, ein in unseren Genen verankertes Programm, das dazu dient auf Gefahrensituationen zu reagieren und nach einem bestimmten Schema abläuft.
Das Gegenprogramm dazu heißt – Entspannung. Diese beiden gehören zusammen – wie eine Medaille mit zwei Seiten.
Der Physiologe Prof. Dr. Hans Selye definierte den Begriff Stress für die Medizin als starke Belastung physischer und/oder psychischer Art, auf die unser Körper in typischer Weise reagiert.
Stress setzt in unseren Körper einen natürlichen und notwendige Anpassungsmechanismus in Gang.
Sie sichert das Bewältigen von Gefahrensituationen. Droht Gefahr, wird reflexartig Angriffs- und /oder Fluchtmechanismus aktiviert.
Sie mobilisiert große Energien, Reiz und Signale von außen oder auch Gedanken und Gefühle von innen lösen beim Menschen die Kettenreaktion aus.
Alle Sinnesorgane werden auf die Wahrnehmungen weiterer Gefahrensituationen eingestellt, die Aufmerksamkeit konzentriert sich voll und ganz auf die Bewertung und Bewältigung der Gefahrensituation.
Die Produktion und Ausschüttung von Stresshormonen. Es folgt die „Mobilmachung“ des Körpers
- Pulsfrequenz, Blutdruck und Atemfrequenz steigen,
- Die Leber setzt Glucose als Energielieferant frei.
- Die Gerinnungsfähigkeit des Blutes nimmt zu,
- die Durchblutung der Haut und der Verdauungsorgane wird gedrosselt,
- die Muskeln spannen sich,
- das Nervensystem wird in Erregung versetzt,
- Kortisol wird vermehrt produziert und verringert mittelfristig die körpereigenen Abwehrkräfte.
Diese Reaktionen teilte Prof. Dr. Hans Selye in drei Aspekte ein:
- Alarmreaktion: Es kommt zur Schreckreaktion, die die Widerstandsfähigkeit kurzfristig mindert, dann die Gegenreaktion, die in Flucht- oder Angriffsbereitschaft aktiviert.
- Wiederstand: Der Körper passt sich der gefährlichen Situation au. Angriff oder Flucht- für beides sind genügend Kräfte vorhanden. Danach kehrt der Körper zu einem Normalmaß zurück.
- Erschöpfung: Hält der Stressreiz zu lange an, unter- oder überfordert den Menschen, dann brechen die Anpassungs- und Durchhaltemechanismen zusammen.
Die Stresssymptome zeigen sich in der Psyche, Herz und Kreislauf, Muskeln, Atmung, Verdauung, Vegetativum und dem Immunsystem.
Da wir in einer Zivilisation „Selbstdisziplinierung“ leben können wir kaum noch weglaufen oder Kämpfen und müssen verharren. Der alarmierte Körper hat kaum die Möglichkeit des Abreagieren.
Die angestaute Energien richten sie, wenn sie auf Dauer ungenutzt bleiben, häufig gegen die eigenen Körper. Kurzfristige Stressreaktionen fängt der Organismus die Auswirkungen des Alarmzustands auf.
Bei Daueralarm bleibt er unter Hochspannung. Wir fühlen uns überfordert und sind nervös.
Bei chronisch gestressten Menschen kann man eine Erhöhung gewisser Parameter wie z. B. das Kortisol feststellen.
Einfacher ist es jedoch zu hinterfragen ob jemand Schlafstörungen (Einschlaf-, Durchschlafstörungen) hat.
Die Stressfaktoren und ihre Bewertung ist recht unterschiedlich. Auch freudige Ereignisse gehören zu den Stressoren.
Man sieht negative und positive Ereignisse zwingen und zur Anpassung an die Situation. Sie lösen im Körper Stressreaktionen aus, welche kompensiert werden müssen.
Die Entspannung ist nun das Gegenprogramm zum Stress, die notwendige Ruhepause um sich zu regenerieren. In vielen Kulturen sind Ruhe und Entspannung fester Bestandteil.
Bei uns allerdings wird der Entspannung immer weniger Bedeutung beigemessen und kommt so zu kurz. Gewinn und Macht, Leistungsdruck und Anerkennung durch materielle Güter stehen im Vordergrund.
Unter Entspannung versteht man die Erholung des Körpers, aber auch die Seele muss sich erholen können und braucht ebenso Zeit um sich zur regenerieren.
Es bedeutet also nicht nur sich schlafen und sich ausruhen sondern auch die Seele will „baumeln“ können.
Die Arten der Entspannung sind je nach Typ und Situation unterschiedlich, genauso wie die Stressoren für jeden Menschen unterschiedlich stark sind.
Man muss sich für die Entspannung Zeit nehmen, und wieder ein Gleichgewicht zwischen den beiden Programmen herstellen.
Beispiele wie man sich entspannen kann gibt es viele. Wenn jemand den ganzen Tag am Schreibtisch verbringt wird er sich bei einem Spaziergang mehr erholen.
Ist jemand den ganzen Tag auf den Beinen so wird ein heißes Bad angenehmer sein. Ferner kommt es noch darauf an ob jemand sportlich oder eher unsportlich ist.
Allgemein kann gesagt werden das sich Aktivität durch Passivität und umgekehrt ausgleichen kann.
Entspannung dämpft und beruhigt das Gesamtsystem, sie tritt aber nicht automatisch ein, sondern braucht Zeit und muss willentlich herbeigeführt werden, wobei folgende Punkte zu beachten sind:
- Entspannung ist ein angeborenes, jederzeit verfügbares Bio-Programm des Körpers, das sich im Grunde mit einem Minimum an Wissen aktivieren lässt.
- Entspannung lässt sich nicht erzwingen, auch nicht durch ausgeklügelte High-Tech-Gräte. Vielmehr ist es wichtig, die Signale des gestressten Körpers nicht zu ignorieren und zu übergehen, sondern bewusst wahrzunehmen.
- Entspannung braucht Zeit, Übung und vor allem Regelmäßigkeit. Man kann sich nicht auf Vorrat speichern. Einmal im Urlaub „auftanken“ reicht nicht, dieser Tank ist bald wieder leer.
- Entspannung ist individuell und sehr persönlich. Die Such nach der geeigneten Entspannungsmethode dar nicht zum Problem werden und nicht in Stress ausarten.
Es fällt oft schwer die Signale des Körpers richtig zu deuten, und oft versuchen wir den Körper mit Pseudoentspannung wie Alkohol, Zigaretten, Koffein, Drogen und rigiden Fitness und Gesundheitsprogrammen zu beruhigen.
In der Ruhe liegt die Kraft, dies ist eine alte Weisheit die man sich zu Herzen nehmen sollte. Entspannung beginnt im Kopf.
Es hat keinen Sinn alle Entspannungsmethoden durchzuarbeiten. Wichtig ist es einige kennen zulernen und die passende zu erlernen und in seinen Alltag einzubauen.
Die passendste Technik nützt nichts wenn man sie nicht anwendet.
Bei der Auswahl sollte man auf einige Kriterien achten wie: Zeitaufwand, Kosten, Entspannung durch Ruhe oder Aktivität, Sportlicher Typ, Unsportlicher Typ, Solo oder mit Partner.
Voraussetzung für die Entspannung ist dass Sie sie bejahen, denn sie lässt sich nicht erzwingen.
Ferner kann sie nicht Ihre Probleme – sei es der Partner, Kollegen, Wirbelsäule, … oder vieles mehr, nicht lösen.
Auch das muss man schon selber machen. Sie kann aber den Weg dazu bereiten, helfen.
Sie ersetzt keine Therapie. Probleme welcher Art auch immer gehören abgeklärt. Sie kann aber als Therapiebegleitung eingesetzt werden.
Die Fähigkeit wurde uns allen in die Wiege gelegt, wir haben sie nur verdrängt und die verschiedenen Entspannungsmethoden helfen Ihr den Stellenwert einzuräumen der Ihr zusteht.
Entspannung bedeutet Besinnung auf sich selbst. Es ist eine Erfahrung, die sich lohnt und hilft uns den Alltag besser zu meistern.
Einige Entspannungsmethoden sind hier noch erwähnt wie z. B. Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, Meditation, Soft Fitness, Tai Chi, Yoga, Do in, … .
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Autorin: Brigitte Brettenthaler
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