Sexualität und sexuelle Probleme aus Sicht der TCM
Der Studie vom Juli 2005 (FESSEL-GfK Institut) zufolge, sind 38% der ÖsterreicherInnen zufrieden 2 – 4 mal pro Woche Sex zu haben, 19% mit 1 mal pro Woche; 11% mit seltener als 1 x pro Woche.
Für diese Studie wurden 19 000 Menschen in Europa und den USA befragt. Was dabei nicht herausgeht, sind die Umstände, in denen Menschen leben, die z.B. 2-4 Mal die Woche Sex haben. (In anderen Ländern sind es sogar bis zu 7 mal die Woche.)
Werden hier auch Menschen befragt, die in langjährigen Beziehungen leben? Werden Menschen gefragt, die neben Beruf und Haushalt mal eben zwei Kleinkinder zu versorgen haben? Oder handelt es sich hierbei um Paare, die neben Haushaltshilfe auch gleich noch den Gärtner mitbeschäftigt haben?
Zum Thema sexuelle Probleme
Lassen Sie uns jetzt nicht zynisch werden, sondern zum Thema kommen: um tatsächliche sexuelle Probleme. Wer also nach einem 15 Stunden Job, einkaufen, Haushalt und Kinder versorgen, müde ins Bett sinkt und nur mehr schlafen möchte, im Urlaub oder am Sonntag sich sehr wohl sexuell betätigt, darf beruhigt aufatmen, hier liegt das Thema Sexuelle Probleme nicht vor. 😉
Auch die Jahreszeit und das jeweilige Klima, in dem wir uns befinden hinterlässt „Eindruck“ auf unser Sexualleben. Wer denkt schon ans „ausziehen“, wenn er bis an die Knochen friert…
Lesen Sie also zuerst über sexuelle Probleme, deren Ursachen und jeweils Tipps dazu und schmökern Sie dann in den taoistischen Ansichten über Sexualität und Liebe…
Die Sexualkraft – unsere Lebensenergie
Unsere Lebensenergie hat ihren Sitz in den Nieren, die sich in eine aktive Kraft ‚Yang‘ und eine ruhende Kraft ‚Yin‘ aufteilt. Yin und Yang sind bestrebt, im Gleichgewicht zu sein.
Ist das Zusammenspiel von Yin und Yang gestört und wird die Balance nicht mehr erreicht, dann machen sich energetische Störungen bemerkbar. Die können nun entweder auf der Yin-Seite oder auf der Yang-Seite auftreten. Eine natürliche Abnahme der Lebensenergie im Laufe unseres Lebens ist normal, wenn die Energie aufgebraucht ist, ist unser Leben zu Ende.
Das vorzeitige Leeren unserer Lebenskraft-Speicher ist jedoch einer der Gründe sexueller Probleme. Als zusätzlicher Faktor spiel auch noch das‚ sogenannte gestaute Qi eine Rolle.
Um sexuelle Probleme mit der Traditionellen Chinesischen Medizin zu beheben, ist eine sorgsame Diagnose von TCM-Arzt und/oder TCM-Ernährungsberaterin notwendig.
Ist das energetische Ungleichgewicht schon weiter fortgeschritten, dann empfehle ich, eine Therapie von Akupunktur und/oder chinesischen Kräutern bei einem TCM-Arzt zu beginnen. Dadurch kann das Ungleichgewicht rascher behoben werden. Die Ernährung sollte wie bei allen anderen gesundheitlichen Problemen auch, das sichere Fundament bilden.
Wenn das Nieren-Feuer, das Yang geschwächt ist
Wenn das Feuer in unseren Nieren geschwächt ist, dann macht sich das unter Umständen an einer schwachen Libido, sexueller Lustlosigkeit, Impotenz, Frigidität und/oder Erektionsschwächen bemerkbar. Wenn dann noch kalte Füße, eventuell nächtliches Wasserlassen und häufige Müdigkeit und Antriebslosigkeit dazu kommen, dann sollten Sie etwas für Ihr Nieren-Yang tun.
Die Ursachen sind vielfältig, aber in den häufigsten Fällen zählen hier die zahlreichen Diäten dazu, die viele Menschen immer wieder durchmachen. Zusätzlich kommen aber auch Faktoren wie körperliche aber auch emotionale Überanstrengung, chronische Erkrankungen, übermäßige sexuelle Aktivitäten, viele Geburten (oder Abtreibungen) hintereinander, sowie Berufe in kalter Umgebung und in ungeheizten Räumen zum Tragen. Leider schlafen wir (seit der Erfindung der Glühbirne) auch regelmäßig viel zu wenig.
Was Sie tun können
Schlafen Sie regelmäßig mehr und achten Sie auf sanfte Bewegung (spazieren gehen, Qi Gong, Yoga…), meiden Sie rohe und kalte Getränke und Speisen, kochen, dünsten und erwärmen Sie Ihre Lebensmittel, ehe Sie sie essen. Meiden Sie auch Yogurt, Kaffee und diverse Designergetränke sowie Fastfood. Hier geht es um Ihre Lebensenergie, die sollte Ihnen hochwertige Nahrungsmittel wert sein.
Weiters meiden Sie bitte rasche Erwärmung, z.B. Sauna oder extreme sportliche Betätigungen. Überdenken Sie die Gründe Ihrer emotionalen Belastungen und trennen Sie sich, wo auch immer Sie nicht mehr mitmachen möchten. Das kann für die Anderen mitunter hart sein, für Sie allerdings ein großes Plus an frischer Lebensenergie bedeuten.
Besondere Nahrungsmittel, die Ihre Nierenenergie wieder anfachen:
Grünkern, Haferflocken, Hülsenfrüchte, Walnüsse, Maroni, Kürbiskerne und -öl, Wurzelgemüse, Lauch, Knoblauch, Fenchel, Kürbisse, Fisolen, Hirsch, Lamm, etwas Alkohol, Ingwer, Nelken, Zimt oder Zimtöl, Thymian, Rosmarin.
Da diese Lebensmittel stark wärmen, achten Sie darauf, dass Sie nicht zu viel Hitze entwickeln. Wenn Sie sich nicht sicher sind, fragen Sie ihren TCM-Arzt oder Ihre TCM-Ernährungsberaterin, die Ihnen nach einer ausführlichen TCM-Diagnose auch einen individuellen Speiseplan erstellt.
Wenn das Nieren-Yin, der ruhende Pol, geschwächt ist
Wer von sexuellen Träumen gejagt wird und/oder übersteigerte sexuelle Lust hat, der könnte zu wenig an Nieren-Yin haben. Zusätzliche können noch andere Zeichen dazu kommen: Nachtschweiß, heißes Brustbein, heiße Füße, trockene Haut, Durst am Abend, Rückenschmerzen, die sich im Liegen bessern, etwas Schwindel und ein Schwächegefühl im Lendenbereich.
Die Ursachen können sein:
Nachtarbeit, Schichtarbeit, wenig Nachtruhe, viel PC-Arbeit, Hitzeerkrankung mit hohem Fieber, übermäßige sexuelle Aktivität, Blutverluste (Zwischenblutungen, starke Menstruationsblutungen), Medikamente, Rauchen, Drogen, Kaffee und schlechte Beziehungen.
Die Schwierigkeit hier könnte das übermäßige sexuelle Verlangen sein. Durch das Ausleben dieser Begierde, sei es mittels häufiger Masturbation (hier durch den häufigen Samenverlust beim Mann) oder durch Geschlechtsverkehr kommt es zu einer weiteren Schwächung des Yins, die wiederum noch mehr Lust erzeugt. Eine Katze, die sich in den Schwanz beisst.
Nähren sie Ihr Nieren-Yin
Weizen, Dinkel, Gerste, Sojabohnen, Tofu, schwarzer Sesam, Pistazien, Pinienkerne, Walnüsse, Maroni, Karfiol, Rosinen, Knochensuppen, Eier, Butter, Gelee Royal.
Kochen, dünsten und garen Sie alle Lebensmittel, meiden Sie auch hier alles Rohe und Kalte aber auch alles, was sehr heiß ist, z.B. heiße Gewürze (siehe Nieren-Yang Mangel). Schlafen Sie viel und machen Sie am Abend keine anstrengenden Sachen mehr – z.B. aufregende Filme anschauen, lernen…
Sexuelle Probleme – Befriedigung lässt das Qi fließen
Sexuelle Probleme, ein unbefriedigendes Sexualleben, eine unbefriedigende Beziehung oder Arbeitsverhältnis lässt unser Qi regelrecht ‚verklumpen. In der Fachsprache wird es Stagnation genannt, es fließt nicht richtig, staut sich, macht Schmerzen, Anspannungen, Wutausbrüche und Verdauungsstörungen, Frustration, hindert aber auch den Fluss der Nierenenergie – so kann die Sexualenergie nicht richtig ins Fließen kommen, das sexuelle Feuer entfacht sich nicht.
Natürlich gibt es auch hier Ursachen aus der Ernährung, die sich bei jedem Menschen unterschiedlich auswirken können. Wenn Sie das Gefühl haben, öfter Mal explodieren zu können, Sie öfter das Gefühl haben, dass Ihnen alles zu viel ist, einen Kloß im Hals haben und/oder an prämenstruellen Problemen leiden, dann können Veränderungen an Ernährung sowie an der Lebensführung (Partner, Arbeit, Wohnsituation,…) Verbesserungen bringen. Auch mehr und regelmäßige Bewegung an frischer Luft bringt Erleichterun, das Qi kann wieder fließen.
Für die Ernährung gilt:
Meiden Sie allzu viel Saures, Gegrilltes, sowie Speisen aus dem Backrohr, Zucker und Kaffee.
Ein bisschen Scharf darf es manchmal sein, sowie leicht verdauliche Getreidezubereitungen (Gries, Schrot…) von Gerste, Dinkel und Weizen, aber auch Polenta und Reis. Schnittlauch, Knoblauch, Sellerie, Rettich, Fenchelknolle und -samen. Achten Sie darauf, eine Woche vor der Menstruation nicht zuviel Alkohol, Eier sowie Fleisch zu essen.
Das Tao der Liebe
Viele Menschen sind enttäuscht von der Liebe und Beziehungen, sie haben sich zurückgezogen und ziehen ein Leben als Singel dem einer Beziehung vor. Oder wechseln ihre Partner so rasch, dass sich das auf den anderen einlassen gar nicht erst ergibt. Andere geben sich mit halbwegs funktionierenden Beziehungen zufrieden. Über das Tao der Liebe soll es zwei Menschen wieder gelingen, die göttliche Liebe zwischen sich aufkeimen zu lassen und zu leben.
Eine Beziehung nach den Grundsätzen des Taos erfordert viel Mut und auch Bereitschaft beider Partner, alles immer wieder anzuschauen, was der Liebe im Weg steht. Das ist eine sehr intensive Arbeit an sich selber. In ihrem Buch „Das Tao der Liebe“ beschreibt das Autorenpaar Amir und Samira Ahler eine Tao-Beziehung so: „In einer Tao-Beziehung ist dein Partner der Spiegel, in dem du dich erkennen kannst.“
Aus taoistischer Weltsicht geht es primär um Loslassen. Durch das Beenden jeglicher Anstrengung und Bemühung, durch das Aufgeben von eigenem ‚Wollen und Tun‚ wird es möglich in tiefem Einklang mit sich selber und dem Leben zu fließen. Dann kann das Geschenk des Lebens mit offenen Händen und leichtem Herzen angenommen werden.
Das Tao der Sexualität
Viele Religionen unterdrücken die sexuelle Aktivität zugunsten der geistigen Entwicklung, doch seinen Geschlechtstrieb zu unterdrücken führt zu Frustration. Der Taoismus löste das Dilemma, in dem er den Geschlechtstrieb in den Dienst der geistigen Entwicklung stellt.
Geübten Taoisten schenken die Sexualtechniken des Taos direkte, spürbare Gotteserfahrung. Wenn wahre Liebe miteinander geteilt, gegeben und empfangen wird, erfahren zwei Menschen das Wesen Gottes. Liebe erfahren heißt Gott erfahren. Dabei haben die Taoisten bestimmte Anweisungen gegeben, nach denen das Liebesspiel nicht mehr energieraubend ist.
Für die Frau gelten jene Orgasmen als energieraubend, die „yangigen“ Charakter haben – sprich: sich nicht in neun Stufen langsam aufbauen. Jede dieser neun Stufen stimuliert und füllt bestimmte Organe im Körper mit Energie. Ein solcher Orgasmus energetisiert Frauen, während das in vielen Ratgeberbüchern beschriebene Liebesspiel, das in einem ‚gemeinsamen Kommen‘ gipfeln soll, als kräfteraubend für die Frau gilt.
Dr. med. Stephen T. Chang schreibt darüber in seinem Buch „Das Tao der Sexualität“: „Diese Handbücher sind meist von Männern verfasst, die davon ausgehen, dass Frauen sexuelle Befriedigung auf die gleiche Weise erleben wie Männer: aufsteigen, Gipfel erreichen und steil abfallen, bei Frauen eben etwas langsamer. Das stimmt alles nicht… doch es gibt höhere Ebenen von Glück und Harmonie, und die warten auf diejenigen, die das Tao der Liebeskunst ausüben.“
Übermäßige Ejakulation wird für den Mann als energieraubend beschrieben. Männern wird empfohlen den „ejakulationsfreien“ Orgasmus zu trainieren, denn dieser ermöglicht dem Mann öfter den Höhepunkt zu erreichen als mit Ejakulation. Übungen, um den ejakulationsfreien Orgasmus zu erlernen, findet man in Dr. Changs Buch auch, sie bedürfen allerdings einiger Disziplin…
Autorin: Eva Laspas (TCM-Ernährungsberaterin)
www.laspas.at
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