OPC aus dem Traubenkernextrakt
Eine relativ hohe Bekanntheit unter den Nahrungsergänzungsmitteln genießt noch immer der OPC Traubenkernextrakt. OPC ist eine Abkürzung und steht für oligomere Procyanidine.
Man kann sich diese Verbindung als eine kleine Kette von miteinander verbundenen antioxidativen Molekülen, den Catechinen, vorstellen. Catechine kommen in einer Reihe von Pflanzen von, so auch im Grünen Tee.
OPC und das Herz
OPC aus dem Traubenkernextrakt wird hauptsächlich wegen seiner positiven Wirkung auf das Herzkreislaufsystem konsumiert. Es soll sowohl blutdrucksenkend wirken, als auch Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) entgegenwirken indem es das Cholesterinbild positiv verändert.
Zwei umfangreiche Analysen der durchgeführten klinischen Studien zu diesem Thema zeichnen jedoch ein anderes Bild [1, 2]. So ist die blutdrucksenkende Wirkung die insgesamt erzielt wurde, von marginaler Bedeutung.
Diese lag knapp zwischen 1 und 2 mmHg weniger, wenn OPC eingenommen wurde. Die Cholesterinwerte veränderten sich gar nicht durch das OPC.
Dennoch muss an dieser Stelle betont werden, dass ein gewichtiger Anteil der Studienteilnehmer bereits gesund war und keinen erhöhten Blutdruck hatte, was wahrscheinlich auch auf die Ergebnisse eine bedeutende Auswirkung hatte.
Betrachtete man nämlich nur die Teilnehmer, die an Metabolischen Erkrankungen oder Übergewicht litten, fiel die Blutdrucksenkung deutlicher aus und lag bei knapp 5 mmHg, was im klinischen Einsatz bereits das Sterblichkeitsrisiko reduzieren kann [2].
Antioxidative OPC Wirkung
OPC wird häufig als das stärkste Antioxidans überhaupt beworben. Obwohl oligomere Procyanidine durchaus starke antioxidative Eigenschaften haben, die über dem des Vitamin C und Vitamin E hinausgehen, existieren in der Natur und im Nahrungsergänzungsbereich auch stärkere Substanzen.
Bei Diabetespatienten, die häufig an einem erhöhten oxidativen Stress durch freie Radikale leiden verbessert OPC die antioxidativen Abwehrpotential für mehrere Stunden nach der Einnahme [3].
Die vermehrte Oxidierung von Cholesterinpartikeln ist mitunter ein bedeutender Faktor in der Entstehung von Arterienverkalkungen. Daher bestand auch ein reges Interesse am OPC und dessen Auswirkungen auf den Herzkreislauf.
OPC scheint dabei nicht nur selbst direkt antioxidativ zu wirken, sondern auch körpereigene Abwehrmechanismen zu aktivieren. So steigerte eine tägliche Dosis von 600 mg OPC aus dem Traubenkernextrakt nach mehreren Wochen Einnahme die Konzentration der Antioxidans Glutathion bei Probanden einer klinischen Studie [4].
Insgesamt darf man die Wirkung von Antioxidantien nicht überbewerten. Andererseits kommen diese Substanzen natürlich in einer gesunden Ernährung vor und sind wahrscheinlich mitbestimmend für die Gesundheit.
Somit ist das OPC nicht wirklich eine besonders exotische Verbindung, sondern vielmehr eine durchaus natürliche und vielleicht auch semiessentielle Substanz.
Traubenkernextrakt bei Diabetes und Stoffwechselerkrankungen
Oligomere Procyanidine aus dem Traubenkernextrakt interagieren auf eine vielfältige Weise mit dem blutzuckerregulierenden System. Aus Laborversuchen weiß man, dass die Gabe von OPC an diabetische Mäuse die Aufnahme des Blutzuckers in das Muskelgewebe verbesserte.
Bei Patienten mit Diabetes konnte man auch eine Blutzuckersenkung beobachten, wenn diese OPC vor dem Essen zu sich nahmen [5].
Eine Erklärung für diese positive OPC Wirkung auf die Insulinsensitivität liegt in der Aktivierung der sogenannten AMP-abhängigen Kinase, einem Protein das den Metabolismus reguliert und das die Wirksamkeit des Insulins verbessert.
Traubenkernextrakt führt auf diese Weise zu einer vermehrten Bildung des Glucose Transporters an der Oberfläche von Muskel- und Leberzellen, was in einer verstärkten Zuckeraufnahme und Blutzuckersenkung führt [6].
OPC ist sicherlich kein Ersatz für Medikamente, aber durchaus eine Überlegung wert als Ergänzung zu diesen.
Beugt OPC tatsächlich Krebs vor?
OPC wird in Broschüren und Werbung gerne als ein effizientes Mittel für Krebsvorbeugung oder sogar Bekämpfung dargestellt. Doch ist es wichtig zu sehen auf welchem Fundament diese Aussagen tatsächlich basieren.
In der Regel handelt es sich dabei um Versuche im Tiermodell oder an Krebszellen in der Kulturschale. Insbesondere die letztere Variante ist nicht aussagekräftig für eine Wirkung im Menschen.
Im Tiermodell verbesserte die Verabreichung von OPC die Überlebenszeit und verringerte die Metastasierung von sonst stark metastasierenden Brustkrebszellen [7].
Eine starke Auswirkung im Tiermodell zeigte OPC indem es die Entstehung von UV-Licht ausgelöstem Hautkrebs um 30% verringerte und selbst bei einer Hautkrebsbildung die Anzahl der Tumore um 2/3 reduzierte [8].
In humanen Beobachtungsstudien konnte bisher hauptsächlich ein Zusammenhang zwischen der OPC Einnahme und einem geringeren Aufkommen von Darmkrebs und hochgradigem Prostatakrebs erkannt werden.
Vor allem im Darm kann dies eher zutreffen, weil OPC an sich im Darm und nach der Passage in die Blutbahn recht stark abgebaut wird. Im Darm dagegen kann der Wirkstoff seine Wirkung stärker entfalten.
Fazit
Betrachtet man OPC aus dem Traubenkernextrakt als das was es ist, nämlich eine Nahrungsergänzung, die den Körper mit natürlichen Substanzen versorgt, die eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben können, so ist es durchaus interessant ab und an mal OPC zu sich zu nehmen.
Erwartet man jedoch ein Wundermittel, wie es so häufig angepriesen wird, könnte man enttäuscht werden.
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Quellen:
1. Feringa, H.H., et al., The effect of grape seed extract on cardiovascular risk markers: a meta-analysis of randomized controlled trials. J Am Diet Assoc, 2011. 111(8): p. 1173-81.
2. Li, S.H., et al., Effect of Grape Polyphenols on Blood Pressure: A Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. PLoS One, 2015. 10(9): p. e0137665.
3. Nuttall, S.L., et al., An evaluation of the antioxidant activity of a standardized grape seed extract, Leucoselect. J Clin Pharm Ther, 1998. 23(5): p. 385-9.
4. Kar, P., et al., Effects of grape seed extract in Type 2 diabetic subjects at high cardiovascular risk: a double blind randomized placebo controlled trial examining metabolic markers, vascular tone, inflammation, oxidative stress and insulin sensitivity. Diabet Med, 2009. 26(5): p. 526-31.
5. Liu, X., H.J. Zhou, and P. Rohdewald, French maritime pine bark extract Pycnogenol dose-dependently lowers glucose in type 2 diabetic patients. Diabetes Care, 2004. 27(3): p. 839.
6. Yamashita, Y., et al., Prevention mechanisms of glucose intolerance and obesity by cacao liquor procyanidin extract in high-fat diet-fed C57BL/6 mice. Arch Biochem Biophys, 2012. 527(2): p. 95-104.
7. Mantena, S.K., M.S. Baliga, and S.K. Katiyar, Grape seed proanthocyanidins induce apoptosis and inhibit metastasis of highly metastatic breast carcinoma cells. Carcinogenesis, 2006. 27(8): p. 1682-91.
8. Mittal, A., C.A. Elmets, and S.K. Katiyar, Dietary feeding of proanthocyanidins from grape seeds prevents photocarcinogenesis in SKH-1 hairless mice: relationship to decreased fat and lipid peroxidation. Carcinogenesis, 2003. 24(8): p. 1379-88.