Hörgerät statt Hörverlust
„Es gibt keine Hörpille! Es gibt einen extrem hohen Stand der Technik bei Hörgeräten“, sagt Prof. Dr. Viktor Bonkowsky, Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde am Klinikum Nürnberg.
Und er präsentiert Zahlen, die aufrütteln: Von den 61- bis 70-Jährigen verfügten gerade noch 21 Prozent über ein normales Hörvermögen, bei den über 80-Jährigen könne gerade noch jeder fünfzigste normal hören.
Ein Hörgerät kann bei schleichendem Hörverlust helfen
Zuerst ist das Blätter-Rascheln beim Spaziergang immer leiser, das Umblättern der Zeitung nicht mehr hörbar. Alltagsgeräusche, die langsam verschwinden, deren Verschwinden aber kaum bemerkt wird.
„Der häufigste Begriff im Leben wird irgendwann ,wie bitte’, weil man etwas nicht versteht. Oder man legt sich eine Antwort zurecht, die dann im schlimmsten Fall nicht zur Frage passt.“ erzählt ein Betroffener. Das sei der Alltag vieler Menschen, deren Hörfähigkeit langsam nachlasse und ein Hörverlust einsetzt.
Dramatische Zahlen
Für viele Betroffene ist der Gang zum Akustiker mit dem Stigma des Alterns verbunden. Doch das ist lange nicht mehr zeitgemäß, findet Bonkowsky: „Ich habe letzthin einen Patienten darauf hingewiesen, sein glitzerndes Piercing im Ohr vor einer Narkose zu entfernen. Doch bei genauem Hinsehen entpuppte sich dies als verziertes Hörgerät“, berichtet der Nürnberger Professor.
Prof. DR. Bonkowsky erklärt
Er weist darauf hin, dass es im Durchschnitt acht bis neun Jahre dauert, bis der langsam fortschreitende Hörverlust zu solch starken Einschnitten im Alltag führt, dass Menschen sich beim Arzt oder Akustiker helfen lassen.
Und in dieser Zeit verpasst der Betroffene nicht nur jede Menge hörbarer Details, sein Gehirn verlernt das Interpretieren und Zuordnen des Hörsinns regelrecht.
Gerade deshalb ist der frühe Gang zum Akustiker oder zum HNO-Arzt so wichtig. Bonkowsky sagt: „Das Hörgerät muss rechtzeitig verordnet und dann auch konsequent getragen werden. Das verbessert das Hörverstehen enorm.“
Hightech hinter dem Ohr – das Hörgerät
Christian Honsig Geschäftsführer der Sivantos GmbH, dem Hersteller der Siemens Hörgeräte, erkennt einen Trend, immer früher zum Arzt oder Akustiker zu gehen: „Die Zielgruppe verjüngt sich und wir sehen deutliche Tendenzen, dass das Alter weiter nach unten geht. Das sind Menschen, die aktiv im Berufsleben sind. Da ändern sich dann auch die Anforderungen.“
Konnektivität und Vernetzung sind Themen, die eine jüngere Zielgruppe interessierten. Siemens Hörgeräte schlagen heute schon viele technische Geräte bei der Energieeffizienz: Viele Millionen Transistoren versehen in einem Hörgerät der aktuellen Generation ihren Dienst auf kleinstem Raum – gespeist von einer kleinen Batterie, die mehrere Tage halten muss.
„Über 1.000 Datensätze werden pro Sekunde zwischen einem Hörgerät im linken und einem zweiten im rechten Ohr ausgetauscht.“ So entstehe ein räumliches Hören, das für das Sprachverstehen in belebten Räumen wie Kirchen oder im Bierzelt so entscheidend sei.
Und am besten erkennt das Hörgerät automatisch, wo es gerade eingesetzt ist: „Ein wichtiges Thema in der Entwicklung ist, dass die Hörsituation automatisch erkannt wird und sich das Gerät ohne Zutun des Trägers richtig einstellt“, sagt Sivantos-Geschäftsführer Honsig.
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