DNB e.V. fordert Kostenerstattung für Basispflege bei Neurodermitis
Der Deutsche Neurodermitis Bund e.V. (DNB) fordert die Kostenübernahme der Basispflege für Menschen mit Neurodermitis durch die Gesetzlichen Krankenkassen. „Im Jahr kostet die Basispflege rund 1.500 Euro, die jugendliche und erwachsene Patienten ungerechterweise aus der eigenen Tasche bezahlen müssen“, erklärt der 1. Vorsitzende des Deutschen Neurodermitis Bundes e.V. Thomas Schwennesen aus Hamburg.
Deutscher Neurodermitis-Bund e.V. (DNB) startet Online-Petition
Professor Dr. Thomas Werfel, der in seinem Arbeitsalltag als Stellvertretender Klinikdirektor der Medizinischen Hochschule Hannover, Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, täglich mit diesen Patienten arbeitet, unterstützt als Vorsitzender der Deutschen AllergieLiga e.V. diese Initiative ausdrücklich und appelliert an alle Betroffenen und deren Angehörige, die Petition unter change.org/Neurodermitis zu unterschreiben, um der Forderung Nachdruck zu verleihen.
Professor Werfel, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI) sowie Vorstandsmitglied der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) ist, ergänzt: „Die Neurodermitis hat in den letzten 30 Jahren deutlich zugenommen und ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter. Sie belastet die kleinen Patienten und deren Familien, aber auch viele erwachsene Menschen massiv und ist für die Betroffenen mit einem hohen Leidensdruck verbunden – sowohl physisch als auch psychisch.“
Aus medizinischer Sicht sei nicht nachvollziehbar, dass die Krankenkassen die Kosten nicht übernehmen. „In der Leitlinie zur Neurodermitis-Therapie, die wir im Auftrag von wissenschaftlichen Fachgesellschaften der Dermatologie, Pädiatrie und Allergologie gemeinsam erarbeitet haben, wird die kostenintensive Basispflege als kausale Therapie definiert und gehört damit aus unserer Sicht in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen“, so Professor Werfel.
Was ist Neurodermitis?
Neurodermitis ist eine nicht ansteckende, entzündliche Erkrankung der Haut. Sie ist durch Ekzeme, zum Teil extremen Juckreiz und trockene Haut gekennzeichnet und kann Asthma bronchiale, Heuschnupfen und Nahrungsmittelallergien begünstigen.
„Bei Neurodermitis kann ein echter Teufelskreis aus Juckreiz, kratzen und erneutem Juckreiz entstehen. Häufige Folgen sind zum Teil schmerzhafte und manchmal auch gefährliche Infektionen“, ergänzt Schwennesen. Ursächlich liegt hier eine erhöhte Durchlässigkeit der Haut vor, welche dann deren Abwehrfunktion gegenüber Allergenen und Umwelteinflüssen schwächt.
Eine tägliche Basistherapie mit rückfettenden Cremes oder Salben ist daher eine unverzichtbare Säule der Therapie und sollte zur Routine im Alltag von Menschen mit Neurodermitis gehören. Die tägliche Anwendung wirkstoff- und konservierungsstofffreier Cremes oder Salben kann die Symptome deutlich lindern und trägt wesentlich zur Stabilisierung des Hautzustandes bei.
Allerdings übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten nur für Kinder bis zur Vollendung des zwölften Lebensjahres. Professor Werfel, Mitherausgeber des jüngst neu aufgelegten „Weißbuch Allergie in Deutschland“, sieht die Politik in der Verantwortung. „Neurodermitis-Patienten tragen eine schwere Bürde, leiden massiv unter dem Juckreiz der Erkrankung und fühlen sich nicht selten stigmatisiert.
Daher richten wir einen dringenden Appell an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, sich dafür einzusetzen, dass über den Gemeinsamen Bundesausschuss Medikamente zur Basispflege wieder in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aufgenommen werden, wie das bis zum Inkrafttreten des GKV-Modernisierungsgesetzes im Jahr 2004 der Fall war.
Besser Informieren mit einer Neurodermitis-Schulung
Werfel fordert auch eine bessere Information der Betroffenen und weist auf die strukturierte Neurodermitis-Schulung nach dem AGNES e.V. Konzept hin, deren Kosten in der Regel von den GKV übernommen werden und deren Zentren unter www.neurodermitisschulung.de zu finden sind.
So sei vielen Betroffenen nicht ausreichend bekannt, welche Auslösefaktoren zur Hautverschlimmerung beitragen können, etwa Irritanzien, bestimmte Allergene oder auch Hormone. Auch das Spektrum der ärztlich zu verordnenden Behandlungen, die stets in Kombination mit einer Basistherapie erfolgen sollten, seien trotz langen Krankheitsverlaufs nicht allen Betroffenen bekannt.
Hierzu gehören juckreizstillende Medikamente, äußerlich aufzutragende antientzündliche Therapeutika und bei sehr schwerer Ausprägung auch innerliche Medikamente wie der jüngst zugelassene, gezielt in die allergische Entzündung eingreifende Antikörper Dupilumab. Darüber hinaus hätten mehrere Studien gezeigt, dass die Allergen-spezifische Immuntherapie – auch als Hyposensibilisierung oder Allergieimpfung bekannt – neben allergischem Heuschnupfen oder mildem Asthma bronchiale die Neurodermitis verbessern kann.
Über die Deutsche Allergie-Liga e.V.
Die AllergieLiga e.V. (DAL) will die Menschen in Deutschland für das frühzeitige Erkennen von allergischen Erkrankungen und deren rationale Diagnostik und nachhaltige Behandlung sensibilisieren. Des Weiteren setzt sie sich auch für Patientenschulungen und eine Übernahme der Kosten für Anti-Allergika durch die Krankenkassen ein.
Ihre Arbeitsgrundlage ist das „Weißbuch Allergie in Deutschland“. Das umfassende Werk beschreibt den aktuellen Forschungsstand der Allergologie in Deutschland. Die DAL ist eine Initiative des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (AeDA) und der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI).
Weißbuch Allergie in Deutschland, Springer Medizin Verlag GmbH, überarbeitete und erweiterte Auflage. ISBN 978-3-89935-312-9, ISBN 978-3-89935-313-6 (eBook), Preis: 39,99 Euro.