Diagnose Burnout, was nun?
Das Burnout-Syndrom oder die Diagnose Burnout gilt als Volksleiden Nummer 1. Das klingt salopp formuliert und wird dem Leiden der Betroffenen keinesfalls gerecht.
Es handelt sich um ein Phänomen, das für Außenstehende nicht sichtbar und oftmals nicht nachvollziehbar ist.
Für Burnoutbetroffene stellen bei fortgeschrittenem Verlauf bereits einfachste alltägliche Aufgaben wie Körperpflege, Haushaltsführung und andere Verpflichtungen schier unüberwindbare Hürden dar.
Menschen mit Burnout können viele Stunden, Tage und Wochen mit Nichtstun verbringen. Sie begründen diesen Zustand mit Ausgebranntsein.
Auf Außenstehende, die nicht umfassend über den Burnout und seine Folgen informiert sind, haben die typischen Anzeichen des Burnoutsyndroms den Anschein, der Betroffene sei einfach nur faul.
Denn er schläft viel, liegt häufig und ruht sich – scheinbar – ständig aus.
Allerdings ist diese Einschätzung vollkommen falsch und Vorurteile tragen der Verschlimmerung der ohnehin fatalen Situation der Burnout-Betroffenen bei.
Das Erkennen des Burnouts & die Problematik mit der Burnout-Diagnose
Der Burnout ist keine anerkannte Krankheit. Von der Schulmedizin wird das Burnout-Syndrom zwar nicht in Frage gestellt.
Allerdings gibt es bisweilen keine ICD-10 Klassifizierung, was Diagnostik und Therapie schwierig macht.
Untersuchende Mediziner sind gezwungen, gegenüber den Krankenkassen einen alternativen Krankheitsschlüssel abzurechnen.
Deshalb wird Patienten mit der Diagnose Burnout offiziell häufig eine Depression diagnostiziert, was dazu führt, dass auch keine zielführende Therapie erfolgt.
Regelmäßig werden Patienten mit Psychopharmaka gegen Depression behandelt, obwohl führende Wissenschaftler sich dahingehend einig sind, dass eine Behandlung mit Anti-Depressiva zwar bei der Depression als Begleiterscheinung oder Folge der veränderten Lebenssituation hilfreich sein kann, aber den Burnout selbst nicht zu therapieren vermag.
Eine adäquate Burnout-Therapie bleibt in der Regel aus.
Über diese gravierende Problematik bei Burnout berichtet das Internetportal Burnout-Syndrom-Hilfe.eu ausführlich.
Dort finden Sie als Betroffener oder Angehöriger viele weitere Informationen und Tipps.
Was ist Burnout und wie wirkt er sich auf Betroffene aus?
Bei Burnout handelt es sich um einen schwerwiegenden Erschöpfungszustand, der dadurch resultiert, dass die betroffene Person über einen langen Zeitraum hinweg Leistungen auf Höchstmaß erbracht und nicht genügend körperliche und/oder seelische Erholung genossen hat.
In der Folge wurden sämtliche Energiereserven verbraucht – und schlimmer noch: die Fähigkeit, sich adäquat auszuruhen ist abhanden gekommen.
Zunächst hindern Pflichtgefühl, hohes Verantwortungsgefühl, Leistungsdruck und der Selbstanspruch, alles und jedem jederzeit gerecht werden zu müssen daran, einfach mal einen Gang zurückzuschalten und öfter mal Nein zu sagen.
Rücksichtnahme auf sich selbst und die Einhaltung von ausgedehnten Pausen steht allen anderen Aufgaben nach.
Warnsignale von Körper und Geist werden nicht wahrgenommen
Selbst körperliche und seelische Warnsignale werden übergangen, wenn sich erstmals die Symptome des Burnouts bemerkbar machen:
- Erschöpfung,
- Müdigkeit,
- Lustlosigkeit,
- depressive Verstimmungen,
- Überforderung,
- häufiges Kranksein,
- Schlafstörungen usw..
Dies sind Warnsignale, die der Körper aussendet und mit denen der Organismus zur Ruhe zwingen will.
Doch anstatt auf diese Warnsignale zu achten, werden allerletzte Energiereserven mobilisiert, um weiterhin alle Aufgaben wie bisher gewohnt zu erfüllen.
So entsteht ein fataler Teufelskreis, denn das Gehirn erzeugt viele weitere Symptome, die ebenfalls ignoriert werden.
Das Burnout-Syndrom nimmt weiter seinen Verlauf, der in 12 Stufen bis hin zu schwerwiegenden körperlichen Erkrankungen, Depressionen und Suizidalität reichen kann.
Diagnose Burnout – oftmals Zufallstreffer
Wie schon erwähnt kann eine Depression eine Folge des Burnout-Syndroms sein.
Die Lebensumstände Betroffener verändern sich gravierend und führen dazu, dass enorme Selbstzweifel, ständige Überforderung, Müdigkeit und die Nichterfüllbarkeit alltäglicher Aufgaben größte Unzufriedenheit und Depression auslösen.
Der Burnout geht daher oft auch einher mit sozialen und finanziellen Problemen.
Es kommt nicht selten innerhalb der Familie und Partnerschaft zu Konflikten.
Am Arbeitsplatz treten ebenfalls zunehmend Konflikte auf, wenn Arbeiten liegen bleiben oder nicht mehr richtig ausgeführt werden können.
Betroffene sehen sich häufig dem Vorwurf ausgesetzt, faul zu sein. Obwohl dies alles andere als berechtigt ist.
Als Angehöriger oder Arbeitskollege muss man schon genau hinschauen und sich vor Augen führen, wie die betroffene Person vorher war: zuverlässig, überaus engagiert, perfektionistisch, und fleißig.
Leistungsfähigkeit und Wesensveränderung durch den Burnout stehen dazu im krassen Gegensatz.
Faulheit zu unterstellen und Vorwürfe an den betroffenen Menschen zu richten, ist ungerechtfertigt und falsch.
Stattdessen sind Verständnis, Unterstützung und Hilfsangebote der richtige Weg, um zu helfen.
Diagnose Burnout, von der Küchentisch-Diagnostik zur Diagnose
Die Diagnose Burnout wird nicht selten durch das soziale Umfeld erhoben.
Etwa dann, wenn sich Freunde, Familienmitglieder oder Arbeitskollegen im Internet erkundigen, wodurch die immer auffälliger werdenden Symptome zu begründen sind.
Da die “Küchentischdiagnostik” keine zuverlässige fachärztliche Diagnose ersetzt, kann sie wegweisend für die richtige Diagnoseerhebung sein.
Ist erstmal die Vermutung da, es könne sich um das Burnout-Syndrom handeln, lassen sich gezielt weitere Schritte für Diagnostik und Therapie in die Wege leiten.
Außenstehende können dabei hilfreich zur Seite stehen, das Gespräch zum Hausarzt, Psychotherapeut oder Psychiater zu suchen und darauf Acht zu geben, dass nicht aus Abrechnungsgründen einfach zur nächstbesten Diagnose gegriffen wird.
Wichtig ist dabei, immer im Hintergrund zu behalten, dass es sich bei Burnout – zumindest derzeit – weder um eine körperliche noch psychische Erkrankung handelt, was es auch für Mediziner erschwert, eine zielführende Therapie in die Wege zu leiten.
Richtig ist zwar, dass bestehende Symptome und Beschwerden fachmedizinisch behandelt werden müssen.
Diese können beim Burnout sowohl körperlicher, wie auch seelischer Art sein. Letztlich handelt es sich aber um einen tiefen Erschöpfungszustand.
Hauptsächlich sollten deshalb bei der Burnouttherapie ausreichende Erholungsmaßnahmen im Vordergrund stehen, die dabei helfen, verbrauchte Energiereserven allmählich wieder aufzufüllen und künftig den Ressourcenverbrauch besser zu managen.
Das ist ein langwieriger und mühsamer Prozess, der vom sozialen Umfeld mitgetragen werden muss.
Dies verdeutlicht auch dieser umfangreiche Ratgeber in der Apotheken Umschau.
Burnout-Therapie: Ein langer und mühsamer Weg mit vielen Umwegen
Weil Burnout derzeit noch nicht als Krankheit anerkannt ist, gestaltet sich auch die Therapeutik als immens schwierig.
Aufgrund der diffusen Symptome ist nicht klar, wo Burnout-Patienten wirklich gut aufgehoben sind und wo sie wirksame fachliche Unterstützung erhalten.
Patienten bekommen Anti-Depressiva und Gesprächstherapien verordnet. Die Kassen tragen hierfür die Kosten.
Indes scheuen sich viele Ärzte davor, lange krankzuschreiben und mehrwöchige oder sogar über mehrere Monate hinweg dauernde Kuraufenthalte zu verordnen.
Doch gerade lange Auszeiten, viel Ruhe und wenig Druck sind die therapeutischen Maßnahmen, die – einhergehend mit einer umfassenden Veränderung der Alltagsgestaltung – überhaupt aus dem Burnout führen können.
Eine kurze Auszeit vom Alltag oder ein erholsamer Urlaub reichen nicht!
Selbst eine länger andauernde Reha-Maßnahme kann nur bedingt, aber leider oftmals nicht nachhaltig für Genese sorgen.
Patienten wird dann im Anschluss an einen Kuraufenthalt beispielsweise eine ambulante Kur in einer Tagesklinik empfohlen.
Dabei gestaltet sich alleine schon die tägliche Anreise zur Tagesklinik sowie die Wahrnehmung von Terminen und Anwendungen als schwierig, weil Burnout-Patienten jeglicher Antrieb fehlt und Termine mit einem hohen innerlichen Druck einhergehen, sodass eine ambulante Therapie zur innerlichen Blockade führen und die Burnout-Symptome erneut verschlimmern kann.
Meist langfristige Behandlung nötig
Langfristig führt der Weg nur dann aus dem Burnout heraus, wenn Stress vermieden und konsequent auf ausreichende Erholungsphasen geachtet wird.
Psychotherapie, evt. auch die Einnahme von Anti-Depressiva (wenn neben dem Burnout tatsächlich eine Depression vorliegt) und Entlastung im Alltag unterstützen den Genesungsprozess beim Burnoutsyndrom.
Medizinische Sachverständige sehen auch die Arbeitgeber in der Pflicht, am Arbeitsplatz für betroffene Arbeitnehmer angemessen Arbeitsbedingungen zu schaffen und mehr auf Burnoutprävention zu achten.
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