Atemwegserkrankungen aus der Sicht der chinesischen Medizin
Entzündliche Atemwegserkrankungen beruhen nach traditioneller chinesischer Vorstellung auf einer „Schwäche des Lungen Qi“, einem der am häufigsten auftretenden Syndrome der chinesischen Medizin.
Das Syndrom „Schwäche des Lungen Qi“, Fei Qi Xu auf chinesisch, ist gekennzeichnet durch Blässe, Schwächegefühl im Körper, übermäßige Müdigkeit, leise und schwache Stimme, Lustlosigkeit zu reden, Husten ohne Kraft, Empfindlichkeit auf Wetterfaktoren, Kurzatmigkeit bei Belastungen, vermehrtes Schwitzen.
Auf dem Boden dieser Schwächestörung der Lunge können pathogene klimatische Einflüsse wie Kälte und Wind bzw. Hitze und Wind bei Sommergrippe schädigend wirken und zu weiteren tiefergehenden Störungen führen, die typisch für entzündliche Atemwegserkrankungen sind. Klimatische Faktoren haben eine pathogene Wirkung in erster Linie bei Wetterwechsel oder wenn sie besonders intensiv auf den geschwächten Körper einwirken.
Bei Kältestörungen treten Frösteln, leichtes Frieren, Kälteschauer auf, und eine Besserung der Symptomatik wird durch Wärme erreicht. Windstörungen sind durch ständigen Wechsel der Lokalisation oder der Intensität der Symptome gekennzeichnet, z.B. wandernde Schmerzen. Fieber, Durst und Trockenheit der Schleimhäute sind typisch bei Hitzestörungen.
Die pathogenen Faktoren dringen von der Oberfläche des Körpers ein, zunächst in die Yang und Yin Meridiane und dann in die Yang und schließlich in die Yin Organe. Zunächst spielt sich z.B. die Kältestörung in der Nase und im Halsbereich, später in den Bronchien (Bronchitis) und schließlich in der Lunge (Pneumonie) der tiefsten Schicht ab.
Therapie bei Atemwegserkrankungen
Die Therapie geht in zwei Richtungen; zunächst auf die „Eliminierung der pathogenen klimatischen Einflüsse“, dies geschieht in den äußeren Schichten des Körpers. Hitze wird durch Öffnung der Oberflächen mit spezifischen Akupunkturpunkten eliminiert. Bei Kälte kann auch Moxibustion neben der Nadelung tonisierender Punkte angewendet werden.
Die „Stärkung des Lungen Qi“ als Behandlung der tiefen Schicht ist ebenfalls ein essentieller Teil der Therapie der vor allem spätere Rezidive vermindert und eine schnelle Rekonvaleszenz fördert.
Diese Therapie kann entweder mit Akupunktur und Moxibustion oder mit chinesischen Heilkräutern erfolgen. Auch Atemübungen aus dem Qi Gong stärken das Qi der Lunge. Die wichtigsten Akupunkturpunkte zum Eliminieren der pathogenen Faktoren und Öffnen der Oberfläche des Körpers sind Di.;4;Hegu, Lu.;7;Lieque, Lu.;5;Chize, SJ.;5;Waiguan, Gb.;20;Fengchi und Du;16;Fengfu. Die Punkte Lu.;1;Zhongfu, Du;14;Dazhui, Bl.;13;Feishu, Lu.;9;Taiyuan und Di.;11;Quchi stärken das Qi der Lunge.
Die chinesische Medizin beschreibt ein Syndrom „Schleim blockiert die Lunge“ (Tan Shi Zu Fei), das ebenfalls bei entzündlichen Erkrankungen der Atmungsorgane auftritt. Schleim, chinesisch Tan, wird in der chinesischen Medizin als pathogener Faktor gewertet, der durch „energetische Verdichtung“ von klaren Flüssigkeiten entsteht und durch eine Störung im Fließen von Qi hervorgerufen wird.
Die Symptomatik ist gekennzeichnet durch Schleimbildung in den Atemwegen mit Husten, Auswurf, Niesen, Benommenheit und Kopfschmerzen. Der wichtigste Akupunkturpunkt zum Eliminieren von Schleim ist Ma.;40;Fenglong.
Lungentuberkulose wird als eine „Schwäche des Lungen Yin“ interpretiert. Schwäche des Yin eines Organs bedeutet, das die Substanz bzw. Struktur wesentlich geschädigt ist und dadurch meist das Yang, die Funktion gestört ist. Häufig tritt auch hier eine Hitzestörung auf.
Autor: Dr. med. Gabriel Stux
Akupunktur Centrum Düsseldorf
Inselstraße 34
40479 Düsseldorf
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